Arganenöl
Die Delikatesse aus Marokko  
Wer schon einmal
einen Urlaub in Marokko verbracht hat, wird das berühmte Arganenöl kennen. Vor allem in
der Gegend um Agadir trifft man an den Straßenrändern viele Händler und Bauern, die
dieses Öl anbieten. Das Öl stammt von der Arganie (argania spinosa), einer endemischen
Baumart aus der Gruppe der Eisenholzbäume, ähnlich dem bei uns eher bekannten
Olivenbaum. Die gelben Früchte der Arganie werden im Sommer geerntet und in der Sonne
getrocknet. Nach dem Trocknen wird das Fruchtfleisch vom Kern abgelöst und verfüttert.
Die Kerne werden geknackt und bringen die eigentlichen Öllieferanten hervor. Meist finden
sich zwei bis drei "Mandeln" innerhalb eines Kerns, die geröstet und
anschließend mittels einer Steinmühle zermahlen werden. Die so entstandene ölige Paste
wird gepresst und das Öl mit dem eigenwilligen, nussartigen Öl gewonnen.
Die gesamte Prozedur ist reine Handarbeit und sehr aufwendig. Allein
die Ernte der Früchte ist sehr schweißtreibend, da eine maschinelle Ernte nicht möglich
ist. Die dornenbewehrten Äste erhöhen diesen Aufwand zusätzlich. Aus den Früchten
eines Baumes lassen sich ca. 2 3 Liter Arganenöl gewinnen. Der Preis liegt bei
Strassenhändlern bei ca. 13-15 pro Liter.
Es gibt jedoch noch eine etwas andere Art, an die Mandeln
heranzukommen. Bei einer Fahrt durch das Arganen-Gebiet sieht man des öfteren, daß sich
Ziegen in den Ästen der Arganen tummeln. Von Reiseführern wird man gerne auf diese
"kletternden Ziegen" hingewiesen. Die Ziegen fressen die Früchte, verdauen
jedoch nur das eigentliche Fruchtfleisch. Die Kerne verlassen die Ziege am anderen Ende.
Jetzt muß man nur noch die Kerne aus den Ausscheidungen heraussuchen und knacken.
Geschmacklich soll es angeblich keinen Unterschied geben.
Das Arganenöl hat einen nussähnlichen Geschmack und besitzt einen
hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Es verfeinert Rohkost und Salate und
wird in Marokko auch gerne einfach nur mit Fladenbrot gegessen. Auf diese Art und Weise
bleibt der eigenständige Geschmack des Öls fast unverfälscht erhalten.
Weiterhin wird Arganenöl auch als Hautpflegemittel oder
Allheilmittel eingesetzt. Bei Behandlung von Neurodermitis soll es auch erste Erfolge
gegeben haben.
Ein Hauptproblem liegt heutzutage darin, daß die Arganen vom
Aussterben bedroht sind. Einerseits gingen die Bestandsflächen seit Anfang des
zwanzigsten Jahrhunderts insgesamt zurück, andererseits findet kaum eine Verjüngung der
Baumbestände statt. Gründe sind hauptsächlich Rohdungen zur Ausdehnung der Siedlungs-
und Bewässerungsflächen und die riesige Menge an Ziegen, die keine jungen Bäume
nachwachsen lassen. Mißmanagement durch die Verwaltungen kommt hier ebenfalls zum Tragen.
Daher wurde Ende 1998 das gesamte Gebiet, die sogenannte "Arganeraie", von der
UNESCO in das weltweite Netz der Bioshärenreservate aufgenommen. Hier sollen
umweltgerechte und nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweisen unterstützt werden. Die
deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit kümmert sich darum, daß sich die
einheimische Bevölkerung aus dem Verkauf von Arganenöl ernähren kann. Es wurde eine
Frauenkooperative gegründet, die das Öl nach traditioneller Handarbeit herstellt und
dieses hochqualitative Öl vermarktet. |